Desinformation von Senioren in der Praxis

„Ich wurde getäuscht“ – Eugène*, 61, Luxemburger

Am 28. Oktober bekam ich, wie andere Luxemburger auch, folgende SMS: „Ihr Mobil-Telefon wurde ausgewählt. 750.000 Euro Iphone Lotto. E-Mail: ejackpot3@……“ Antwortet man, versuchen die Hintermänner, an Ihre persönlichen Daten zu kommen. Oder es wird eine Anzahlung verlangt. „Diesmal falle ich nicht darauf rein“, sagte ich mir. Denn einmal wurde ich schon getäuscht – mit einer ähnlichen Masche. Ich habe daraus gelernt. Hier einige Erfahrungen.

6 persönliche Erfahrungen im Umgang mit Desinformation

Bei „Bestätigung durch Notar“ skeptisch sein

„Herzlichen Glückwunsch: Sie haben gewonnen.“ Ich bin einmal darauf reingefallen. Was dann folgte: Ich musste erst mal eine Gebühr überweisen, über Western Union. Bei einem Gewinn von mehreren zehntausend Euro seien einige hundert Euro „vergleichsweise wenig“, hieß es. Kurz darauf ruft ein falscher Notar an und bestätigt den Eingang der Gebühren. Vom Gewinn sieht man natürlich nichts, trotz „notarieller Bestätigung“. Meine Erfahrung: Wer an keinem Gewinnspiel teilgenommen hat, kann nichts gewinnen. Außerdem gilt: Eine Lotteriegesellschaft verlangt für die Aushändigung eines Gewinns niemals Vorausgebühren.

Fallen hinter „Senioren-Jobs“ erkennen

Manche Senioren wollen sich im Alter etwas hinzuverdienen. Da klingen Anzeigen oder Nachrichten wie „Viel Geld für wenig Arbeit“ oder „3000 Euro im Monat von zu Hause aus“ verlockend. Meine Erfahrung: Hier bekommt man manchmal täuschend echt aussehende Arbeitsverträge zugesandt. Ziel ist es, an ganz persönliche Daten des Rentners heranzukommen. Die Daten werden dann missbraucht. Tipp: Nie vorschnell Daten herausgeben und auch keine Ausweis-Kopien verschicken.  

Unterschriftenlisten misstrauen

Unseriöse Aktivisten verwenden auf ihren Unterschriftenlisten gelegentlich Symbole für Rollstuhlfahrer, Blinde oder Gehörlose. Auch das ist eine Form von „Desinformation“. Haben Sie einmal Ihren Namen und Ihre Adresse auf die Formulare geschrieben, können diese persönlichen Daten später missbraucht werden. Unseriöse Spendensammler „des-informieren“ gerne mit emotionalen Bildern von Kindern oder Not-Situationen. Auch hier gilt es: skeptisch sein. Hilfreich in Luxemburg ist das Spendensiegel „Don en confiance / Spenden in vollstem Vertrauen.“ Organisationen mit diesem Siegel dürfen keine „Desinformation“ einsetzen.

Bei Schnäppchen Ihre Rechte kennen

Ob Teilnahme bei einer Kaffeefahrt oder Angebot eines „Handwerker-Sets“ im Internet: Immer wird von Schnäppchen gesprochen. Schlagen Sie nicht sofort zu – weder im realen Leben noch im Internet gibt es etwas geschenkt. Meine Erfahrung: Leider wird man  oft unter Druck zum Kauf von überteuerten Produkten verleitet. Wenn Sie einmal nicht widerstehen können: Immer die genaue Postanschrift und Steuernummer des Verkäufers verlangen, diese notfalls mit einer Internetsuche verifizieren oder bei der Verbraucherberatung (www.ulc.lu) nachfragen. Sie haben immer eine 14-tägige Widerrufsfrist. Dieses Recht kann Ihnen keiner nehmen.

Anzeigen zum „betreuten Wohnen“ kritisch hinterfragen

Ein luxemburgisches Internetportal (reporter.lu) hat herausgefunden: Senioren werden seit einigen Monaten beim Thema „betreutes Wohnen“ irregeführt. Es bestehe der Verdacht, dass übertrieben hohe Preise verlangt und Werbesprüche wie „24 Stunden-Betreuung“ oder „altersgerechte Umgebung“ nicht eingehalten würden.  Die Politik sei sich mittlerweile des Problems bewusst und das Familienministerium würde entsprechende Maßnahmen einleiten, so das Portal. 

Sich niemals unter Druck setzen lassen

Auch in Luxemburg üblich: Man bekommt Mails von „Enkeln“ oder „Neffen“, die angeblich in einer „Notlage“ sind oder eine „Anzahlung für den Wohnungskauf“ benötigen, wobei das Geld natürlich „zurückgezahlt“ würde. Das Problem: Dahinter steckt kein echter Enkel oder Neffe, oft auch kein einzelner Betrüger, sondern sehr professionelle Organisationen. „In der Regel ist es ein richtiges Callcenter, mit Menschen, die alle psychologischen Tricks kennen“, so ein Bekannter von mir. Ziel ist es, dass Sie Geld überweisen. Ein anderer Druck, den ich schon einmal erlebt habe: Man bekommt eine E-Mail von der angeblichen Hausbank. Man soll seine Zugangsdaten an die Bank senden oder am Telefon angeben. Auch Probeüberweisungen werden gefordert. Meine Erfahrung: Grundsätzlich wird eine seriöse Bank nie per Mail oder am Telefon das Passwort abfragen oder eine Überweisung fordern.   

*Name der Redaktion bekannt

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